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Citrix HDX ist entscheidend für die Benutzererfahrung in Virtual Apps and Desktops-Umgebungen. Dieser Artikel beleuchtet drei Bereiche, in denen Standardeinstellungen und Missverständnisse die Leistung beeinträchtigen und die Administration erschweren können: Enlightened Data Transport (EDT), veraltete Legacy-Grafikrichtlinien und die oft falsch konfigurierte HDX 3D Pro-Beschleunigung. Ziel ist es, umsetzbare Erkenntnisse für eine proaktive HDX-Optimierung zu liefern.

Das EDT-Dilemma – Neubewertung von UDP als Standard

Enlightened Data Transport (EDT) verstehen
EDT ist ein proprietäres Citrix-Transportprotokoll, das auf UDP aufbaut und für eine verbesserte Benutzererfahrung über „anspruchsvolle Langstreckenverbindungen“ und „unzuverlässige Netzwerke“ entwickelt wurde. Der Adaptive Transport-Mechanismus, der EDT nutzt, ist in den Citrix-Richtlinien standardmäßig auf „Preferred“ eingestellt, was EDT zum primären Protokoll macht mit automatischem Fallback auf TCP.

 

Die Argumente für die standardmäßige Deaktivierung in LAN/WAN
In typischen Unternehmens-LAN- oder WAN-Umgebungen mit Latenzen unter 100 ms führt die standardmäßige Aktivierung von EDT häufig zu Leistungseinbußen, die sich als „schwarze Bildschirme“ oder „fragmentierte Bildschirmanzeige“ manifestieren. Diese Probleme sind oft auf die Fragmentierung der Maximum Transmission Unit (MTU) zurückzuführen, da UDP die Fragmentierung nicht von Natur aus handhabt. Dies trifft besonders häufig bei VPN-Verbindungen, Wi-Fi-Zugangspunkten und Mobilfunknetzen zu, bei denen die effektive MTU niedriger als die Standard-1500-Bytes sein kann. EDT reagiert „viel empfindlicher“ auf MTU-Probleme als das klassische ICA-Protokoll über TCP.

Obwohl die EDT MTU Discovery standardmäßig aktiviert ist und darauf ausgelegt ist, die optimale MTU automatisch zu bestimmen, weist sie Einschränkungen auf. Sie erfordert, dass die Sitzungszuverlässigkeit (Session Reliability) aktiviert ist, und kann in Szenarien mit asymmetrischen Netzwerkpfaden oder DS-Lite-Netzwerken fehlschlagen. Ein fehlgeschlagenes MTU Discovery kann zu einer zu hohen erkannten MTU führen, was eine Fragmentierung und schlechte Leistung verursacht. Der TCP-Fallback-Mechanismus kann zudem die Sitzungs-Startzeit um bis zu fünf Sekunden erhöhen. Die standardmäßige „Preferred“-Einstellung für Adaptive Transport ist für die meisten Unternehmensnetzwerke problematisch, da die EDT-Implementierung empfindlich auf MTU-Probleme reagiert.

 

 

Tabelle: Vergleich der HDX Adaptive Transport (EDT vs. TCP) Leistung in gängigen Netzwerkszenarien

Netzwerkszenario Standard-EDT-Verhalten Beobachtete Leistungsprobleme (EDT) Hauptursache (EDT-Probleme) Empfohlenes Protokoll für Szenario
Typisches Unternehmens-LAN/WAN (<100ms) Preferred, Aktiv Schwarze Bildschirme, fragmentierte Anzeige MTU-Fragmentierung, UDP-Empfindlichkeit TCP
VPN-Verbindung Preferred, Aktiv Schwarze Bildschirme, fragmentierte Anzeige MTU-Fragmentierung, niedrigere effektive MTU TCP
Langstrecken-WAN (>100ms) Preferred, Aktiv Optimal, aber MTU-Probleme möglich MTU-Discovery-Einschränkungen EDT
Unzuverlässiges Wi-Fi/Mobilfunknetz Preferred, Aktiv Schwarze Bildschirme, fragmentierte Anzeige MTU-Fragmentierung, instabile Verbindung TCP 
Verbindung über Citrix Gateway TCP (oft erzwungen) Keine EDT-Probleme (da UDP-Ports oft geschlossen) UDP-Ports nicht geöffnet/EDT nicht aktiviert im Gateway TCP (oft erzwungen)

 

Der Standard für HDX-Verbindungen und Fehlererkennung
Oft höre ich von Kunden, dass Verbindungen über das Citrix Gateway keine Probleme zeigen, und das liegt daran, dass entweder kein EDT im Gateway aktiviert ist oder dass die UDP-Ports 1494/2598 eingehend, 443 ausgehend für Citrix Gateway nicht geöffnet wurden und damit dann nur TCP-Verbindungen zustande kommen. 

Weitere Indikatoren für UDP-Probleme können die zuvor genannten  „schwarzen Bildschirme“ oder die „fragmentierte Bildschirmanzeige“ sein. Wer sich nicht sicher ist, welches Transportprotokoll verwendet wird, kann dies über Citrix Director oder über den Befehl CtxSession.exe -v überprüfen.

Angesichts der Tatsache, dass die meisten Kunden keine transatlantischen Verbindungen nutzen, sollte die Standardeinstellung für HDX Adaptive Transport neu bewertet werden. Ich empfehle Citrix, diese standardmäßig auf „Off“ zu setzen.

 

Citrix Legacy-Grafikrichtlinien 

Zweck und Fallstricke des Legacy-Grafikmodus
Der Legacy-Grafikmodus wurde für ältere Betriebssysteme wie Windows 7 und Windows 2008 R2 entwickelt. Er wird jedoch für moderne Betriebssysteme (Windows 8, 8.1, 10, Server 2012/2012 R2/2016) nicht unterstützt und nicht getestet. Die anhaltende Präsenz zahlreicher Richtlinien, die explizit an den „Legacy-Grafikmodus“ gebunden sind (z. B. Extra color compression, Heavyweight compression, Lossy compression level, Progressive compression), führt zu erheblicher Verwirrung bei Administratoren. Obwohl der Legacy-Grafikmodus selbst von Administratoren nicht aktiviert wird, konfigurieren sie häufig viele der von ihm abhängigen Richtlinien, weil diese sich „gut anhören“, ohne deren Inkompatibilität zu erkennen. Trotz der Verfügbarkeit eines Filters für „Legacy settings only“ im Web Studio wird dieses Tool von On-Premise-Administratoren aktuell kaum genutzt, was die Identifizierung und Vermeidung dieser Fehlkonfigurationen erschwert. Diese Verwirrung ist ein langjähriges Problem. In einem Gespräch mit dem damaligen HDX-Produktmanager Derek Thorslund habe ich die Notwendigkeit eines Filters zur Verwaltung dieser Richtlinien zum Ausdruck gebracht, doch eine umfassende Lösung wurde nie vollständig umgesetzt.

 

Übersicht über Legacy-Grafikrichtlinien
Die folgenden Bilder listen Richtlinien auf, die entweder explizit an den „Legacy-Grafikmodus“ gebunden sind oder hauptsächlich für ältere Grafik-Rendering-Methoden relevant waren. Moderne Citrix-Umgebungen verwenden überwiegend Thinwire, das sich dynamisch anpasst und Videocodecs (H.264, H.265, AV1) nutzt, wodurch viele dieser Legacy-Einstellungen überflüssig oder nicht wirksam werden. 

Inklusive Legacy-Grafikrichtlinien   Aktuelle-Grafikrichtlinien
 


Citrix sollte die Bereinigung der Richtlinienkonsole beschleunigen, indem Legacy Richtlinien entfernt werden, und nicht mehr Warnungen oder Filter für Legacy Richtlinien anbieten.

 

HDX 3D Pro optimieren – GPU-Beschleunigung freischalten

Grundlagen von HDX 3D Pro und GPU-Nutzung
HDX 3D Pro, jetzt als HDX Graphics bekannt, bietet eine Hochleistungs-Benutzererfahrung für anspruchsvolle Grafik-Workloads durch die Nutzung von GPUs zur Hardwarebeschleunigung von DirectX- und OpenGL-Anwendungen. Es verwendet adaptive H.264- oder H.265-basierte Tiefenkomprimierung für optimale WAN- und Wireless-Leistung. Hardware-Encoding mit H.264 und H.265 wird mit NVIDIA-, Intel- und AMD-Karten verwendet, die NVENC unterstützen.28 H.265 und AV1 bieten eine überlegene Komprimierung und Bildqualität. Die korrekte Installation von GPU-Treibern und die Hypervisor-Konfiguration sind entscheidend für die effektive Nutzung von vGPUs.

 

Schlüsselrichtlinien für optimale HDX 3D Pro-Leistung

Die Optimierung von HDX 3D Pro erfordert eine präzise Konfiguration der Citrix-Richtlinien:

  • Use video codec for compression: Für intensive 3D-Grafik wird „For the entire screen“ empfohlen, um Thinwire mit Vollbild-H.264, H.265 oder AV1 zu konfigurieren.
  • Use hardware encoding for video codec: Standardmäßig aktiviert, ermöglicht diese Einstellung die Nutzung der GPU-Hardwarebeschleunigung zur Komprimierung von Bildschirmelementen, was die FPS erheblich verbessert.
  • Visual quality und Allow visually lossless compression: Diese Richtlinien sind entscheidend, um pixelgenaue oder visuell verlustfreie Grafiken zu erzielen.
  • Optimize for 3D graphics workload: Obwohl in Version 2411 als „veraltet“ aufgeführt, wird sie in anderen Dokumenten immer noch erwähnt, was zu Verwirrung führen kann.

HDX 3D Pro nutzt „automatisch alle verfügbare Bandbreite“, was bei großen Schwankungen die Leistung negativ beeinflussen kann.


Die unverzichtbare Rolle des Remote Display Analyzers (RDA)
Hauptproblem ist aber, dass selbst mit aktivierter Citrix Richtlinie "Use hardware encoding for video codec" tatsächlich aber die Hardware unter gewissen Bedingungen gar nicht aktiv ist! D.h., Kunden geben viel Geld für teure Grafikkarten aus, nutzen diese aber überhaupt nicht! Citrix hat unlängst eingeführt, dass im Director zu sehen ist, dass Teams HDX-optimiert ist, aber nirgends kann der Administrator sehen, ob und wie die vGPU in der Sitzung genutzt wird, und genau hier hilft u.a. der Remote Display Analyzer! Gerade die HDX-Darstellung in Director hat schon viele Jahre hinter sich und bräuchte dringend einmal einen Neuanstrich!

Der Remote Display Analyzer (RDA) ist ein „perfektes Tool“ zur Validierung und Fehlerbehebung von HDX 3D Pro-Konfigurationen. RDA bietet eine automatische Erkennung des Anzeigemodus und Encoders, Echtzeitstatistiken zu CPU-Zeiten, Bandbreite und Latenz sowie die Möglichkeit, Einstellungen live zu ändern. Es erkennt auch die EDT MTU-Größe und überprüft die NVIDIA-Lizenzierung und Hardware-Encoding-Nutzung. Die Fähigkeit von RDA, Einstellungen im laufenden Betrieb zu ändern, füllt eine kritische Lücke in den vorhandenen Citrix-Überwachungstools. Citrix sollte dieses Tool erwerben und in sein Produkt, für eine umfassende Lösung für die HDX-Grafikoptimierung integrieren.

Bedeutungsvoll ist die einfache, aber doch prägnante Anzeige, ob die Hardware Unterstützung aktiv ist oder auch nicht, denn selbst mit der Richtlinie "Use hardware encoding for video codec" aktiviert, bedeutet es nicht automatisch, dass dem auch so ist! 



Schlussfolgerungen und Empfehlungen

Die Optimierung von Citrix HDX-Umgebungen erfordert ein tiefes Verständnis der Protokolle und Richtlinien. Der Artikel hat drei Schlüsselbereiche beleuchtet, in denen aktuelle Standardeinstellungen und Richtlinien Praktiken zu Herausforderungen führen können:

  1. EDT als Standard-Transportprotokoll: Die standardmäßige Aktivierung von EDT ist in den meisten LAN/WAN-Umgebungen aufgrund von MTU-Fragmentierung-Problemen und der Empfindlichkeit von EDT gegenüber Netzwerkelementen kontraproduktiv. Bewerten Sie die Eignung von EDT für Ihre Netzwerksegmente! Setzen Sie HDX Adaptive Transport auf „Off“.
  2. Legacy-Grafikrichtlinien: Die anhaltende Präsenz veralteter Richtlinien, welche von modernen Betriebssystemen nicht unterstützt werden, schafft erhebliche Verwirrung und führt zu Fehlkonfigurationen. Deaktivieren oder entfernen Sie alle Legacy-Grafikrichtlinien aus Bereitstellungen mit modernen Betriebssystemen. Citrix sollte den Prozess der Entfernung veralteter Legacy-Grafikrichtlinien beschleunigen!
  3. HDX 3D Pro-Optimierung: Die korrekte Nutzung von HDX 3D Pro erfordert eine präzise Richtlinienkonfiguration und eine sorgfältige GPU-Einrichtung, wobei Inkonsistenzen in der Dokumentation die Herausforderung erhöhen. Citrix sollte die Integration fortschrittlicher Echtzeit-Überwachungs- und Konfigurationvalidierungsfunktionen, ähnlich denen des Remote Display Analyzers, direkt in Citrix Director betrachten.

An dieser Stelle möchte ich mich schließlich  bei dem Team vom Remote Display Analyzer für meine NFR-Version bedanken! 

 

 

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